Der Hang zur Abstraktion komplexer sozialer Gegebenheiten, der Wille zur Veränderung und die Zähigkeit in der Analyse und Darstellung zeichnen die Kunstszene Ungarns und im Besonderen ihre „Abstrakten“ seit den 1960er Jahren aus. Die abstrahierte Bildsprache ungarischer Künstler thematisiert das Künstlerhaus aktuell mit der Einzelausstellung „Ábstract Hungary“ des Malers Ákos Ezer, der sich thematisch nah an der Realität der Gegenwart seines Heimatlandes abarbeitet, deshalb schon zum wiederholten Mal: Bereits im Ausstellungsjahr 2017 präsentierte die Institution die Gruppenausstellung „Abstract Hungary“, die sich in einem Rundumschlag aus 25 ungarischen Künstler_innen, u.a. Imre Bak, Tamás Kaszás, Dóra Maurer und Zsolt Tibor dialogisch verschiedenen Abstraktionsverfahren widmete. Die Show stand für eine weiter gefasste narrative Blaupause zu dem viel diskutierten Begriff der „Abstraktion“ und zeigte etablierte als auch aufstrebende Positionen, von denen einige erstmalig in Österreich ausstellten. Nun erscheint ein, die beiden gleichnamigen Projekte erweiternder Ausstellungskatalog, der den abstrahierten Blick auf Ungarn zu bündeln sucht.
Im Rahmen einer Publikationspräsentation werden die Katalogautoren Dávid Fehér, Áron Fenyvesi und Mónika Zsikla ein Künstlergespräch mit Ákos Ezer führen. Nicht nur Ezers eigenes künstlerisches Werk wird in diesem Gespräch Thema sein, auch sollen die heutigen Bedingungen und Chancen für die Praxis von ungarischen Künstlern, Kuratoren und Kritikern besprochen werden. Sandro Droschl wird das Gespräch moderieren und über Besonderheiten und Parallelen zu künstlerischen und kulturpolitischen Entwicklungen des Nachbarlandes ziehen.
Ákos Ezer (*1989 Pécs, lebt in Toalmás und Budapest) hat an der Ungarischen Universität der Bildenden Künste Malerei studiert und wird durch die Budapester Galerie Art + Text vertreten. Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, u.a. am Kiscell Museum (2018) und dem Museum Ludwig in Budapest, in der New Budapest Gallery (2017), bei Tanja Pol (2018) in München und Beers Gallery (2017) in London. 2017 wurde er mit dem Esterházy Art Award ausgezeichnet. „Ábstract Hungary“ ist Ezers erste institutionelle Einzelausstellung.
Dr. Dávid Fehér ist seit 2010 Associate Curator am Museum of Fine Arts in Budapest im Department für Kunst nach 1800. Der Forschungsschwerpunkt des Kunsthistorikers liegt im Bereich der ungarischen Kunstgeschichte und Osteuropa zwischen den Jahren 1960 und 1980, zeitgenössischer Kunst und Kunsttheorie. Fehér hat seine Promotion über die künstlerische Arbeit von László Lakner 2010 am Institut für Kunstgeschichte der ELTE University in Budapest abgeschlossen und zuvor am gleichen Standort Kunstgeschichte, Ästhetik und Pädagogik studiert. Er ist Mitglied der „Association Internationale des Critiques d'Art“ (AICA) und dem europäischen Netzwerk für Studien der Avantgarde und Moderne, Hungarian Section EAM.
Mag. Áron Fenyvesi ist Kurator, Autor und auf aktuelle Trends in der zeitgenössischen Kunst Ungarns spezialisiert. Von 2011 bis 2019 war er Leiter der unabhängigen Institution Trafó Gallery in Budapest, nun arbeitet er als Kurator bei der ACB Gallery. Fenyvesi ist Mitglied und Ex-Sekretär des Ateliers für junge Künstlervereinigung in Budapest und Vorstandsmitglied der AICA-Sektion Ungarn. Er wurde 2009 für den Lorenzo Bonaldi Enter Preis nominiert und kuratierte zahlreiche Ausstellungen in Ungarn, die sich auf die aufstrebende Kunstszene vor Ort konzentrierten. Fenyvesi war Co-Kurator des Ausstellungsprojekts „Abstract Hungary“ (2017) am Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien.
Mónika Zsikla MA ist eine ungarische Kunsthistorikerin und seit 2017 Associate Curator an der Budapest Gallery, deren Administration eine der Hauptabteilungen des Budapester Historischen Museums ist. Zuvor arbeitete Zsikla acht Jahre lang als Kunsthistorikerin für die Kisterem Gallery. Die ausgewiesene Expertin für die ungarische Kunstgeschichte schloss ihre Promotion 2015 an der Eötvös-Loránd-Universität ab und studierte zuvor Philosophie, Literatur, Kunstgeschichte und Ästhetik an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest.