Für die Dokumentation „Lösch Dich! So organisiert ist der Hass im Netz“ (2018) war ein Journalisten-Team der Kooperative Berlin im Auftrag von funk, einem Online-Medienangebot und Contentnetzwerk der deutschen öffentlich-rechtlichen TV-Sender, ein Jahr undercover in Trollforen unterwegs. Die Recherche zeigt, wie Mitglieder sich dort absprechen, um Wellen von Hass-Kommentaren gegen bestimmte Seiten und Personen zu starten. Der Hass im Netz ist also organisiert und fungiert als gezielte Meinungsmache im politischen Feld. In Reaktion auf die Dokumentation und in Referenz zum rechtsextremen Online-Netzwerk „Reconquista Germanica“, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Hasspostings systematisch in die sozialen Medien zu pushen, gründete Jan Böhmermann im April 2018 in seinem Neo Magazin Royale-Beitrag „Hass im Internet“ die Bürgerrechtsbewegung „Reconquista Internet“. Die Initiative zählt bereits über 60.000 Mitglieder und steht für „Liebe und Vernunft im Internet und eine Zivilisierung des gesellschaftlichen Diskurses in den sozialen Netzwerken“.
Im Rahmen eines Fernsehabends im Künstlerhaus wird Kunsthistorikerin Vanessa Joan Müller im Anschluss des Screenings der Dokumentation „Lösch Dich!“ und Böhmermanns „Hass im Internet“ mit Direktor Sandro Droschl ein Gespräch über zeitgenössische Meinungsmache, medialisierten Hass und Populismus führen.
Dr. Vanessa Joan Müller (* 1968 Hamburg, lebt in Wien) ist Kunsthistorikerin und Ausstellungskuratorin. Sie ist Verfasserin zahlreicher Publikationen zur zeitgenössischen Kunst. Müller studierte Kunstgeschichte und Filmwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und promovierte im Fach Kunstgeschichte. Von 2000 bis 2006 war sie Kuratorin beim Frankfurter Kunstverein in Frankfurt am Main. Von 2007 bis 2011 war Müller Direktorin des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. Seit 2013 leitet sie die Abteilung Dramaturgie der Kunsthalle Wien. Vanessa Joan Müller ist Mitglied im Vorstand der IKT – International Association of Curators of Contemporary Art. 2014 kuratierte sie gemeinsam mit Nicolaus Schafhausen den 55. Oktobersalon in Belgrad. Sie war zudem Kuratorin des Albanischen Pavillons auf der Biennale von Venedig 2017, in dem die Arbeit „Occurrence in Present Tense“ von Leonard Qylafi gezeigt wurde.