2001 zeigte die Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum die Ausstellung „Moderne in dunkler Zeit. Widerstand, Verfolgung und Exil steirischer Künstlerinnen und Künstler 1933–1945“.
Diese Ausstellung war eine Korrektur: Sie korrigierte ein Geschichtsbild und die regionale Kunstgeschichte. Die Show gab der Steiermark eine vergessene, verdrängte, vertriebene und verbotene Moderne wieder zurück. Moderne und Steiermark gelten erst ab dem ersten steirischen herbst 1966 als Synonyme, aber primär nicht für die Produktion, sondern für die Vermittlung. Zum Zweck der Entwicklung der Moderne, die vorwiegend in der ersten Jahrhunderthälfte stattfand, gab es scheinbar aus der Steiermark keine Beiträge von nationaler, geschweige internationaler Bedeutung. Die Ausstellung machte es sich zur Aufgabe, das Gegenteil zu beweisen. Aber sie zeigte auch auf, dass mehr als eine ganze Generation nicht nur um ihr Leben, sondern auch um ihre Kunst gebracht wurde. Erstmals wurde erfahrbar, wie groß der Beitrag zur Moderne in der Steiermark gewesen wäre, hätten Politik und Gesellschaft ihn gewährt. Zu dieser von Günther Holler-Schuster kuratierten Ausstellung erschien ein Katalog, der von Günter Eisenhut und Peter Weibel herausgegeben wurde. 2003 fand derweil die von der Akademie Graz und Emil Breisach organisierte Ausstellung „Meisterwerke der steirischen Moderne“ auf Burg Rabenstein und im Stadtraum Frohnleiten statt, zu der ein gleichnamiger Katalog von Günter Eisenhut und Götz Pochat herausgegeben wurde. Im extremen Spannungsfeld zwischen den avantgardistischen Strömungen in den Metropolen und dem traditionellen Umfeld in der Steiermark kam es zu thematischen und stilistischen Transformationsprozessen in den Werken, die von den Künstler_innen mit Sorgfalt und Verantwortung betrieben wurden. Das Verständnis für die internationalen Strömungen in der Moderne war bis in die 1960er-Jahre von Seiten des Publikums, aber auch von Teilen der Künstlerschaft als gering einzuschätzen, auch insofern sind die entstandenen Arbeiten beachtenswert.
Ausgehend von diesen zwei Projekten zeigt Günter Eisenhut im Rahmen seines Vortrags „Moderne in dunklen Zeiten“ im Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien die Grundrisse der steirischen Moderne auf, deren Geschichte teilweise eng mit jener des Grazer Künstlerhauses, seiner Entstehung, Architektur, aber auch seinen Ausstellungen und Veranstalter_innen verwoben ist.
Der steirische herbst 2019 setzt sich unter der Überschrift „Grand Hotel Abyss“ und dessen Bezug auf den ungarischen Philosophen, marxistischen Interpreten und politischen Aktivisten Georg Lukács mit dem Verhältnis der Intellektuellen – und ihrer Ratlosigkeit – angesichts der erkennbar ansteigenden Gefahren des Faschismus in der Zeit knapp vor dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Darüber hinaus befasst sich das Künstlerhaus, welches 1951/52 während der de facto auslaufenden britischen „Besatzung“ und ihrer die Demokratie, den Wiederaufbau und die Fassung einer österreichischen Identität stärkenden bzw. ermöglichenden Administration im Auftrag des Landes Steiermark als erster Kulturbau Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut wurde, in inhaltlicher Anlehnung an die ausstellenden Künstler_innen Jasmina Cibic, Jeremy Deller und Ian Hamilton Finlay mit seiner eigenen Entstehungs- und Architekturgeschichte sowie Ausstellungshistorie und dehnt somit den historischen Rahmen bis in die Nachkriegszeit. Zu diesem Zweck sind Persönlichkeiten aus verschiedenen Disziplinen im Rahmenprogramm der Institution dazu eingeladen, die Gründung und Entwicklung des Grazer Künstlerhauses bis hin zu einer aktuellen Form einer Halle für Kunst & Medien aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
Günter Eisenhut (lebt in Graz) war jahrelanger Leiter der Galerie remixx in Graz. Er recherchierte für die Ausstellungen „Moderne in dunkler Zeit. Widerstand, Verfolgung und Exil steirischer Künstlerinnen und Künstler 1933–1945“ (2001) in der Neuen Galerie Graz und war Co-Kurator für die Ausstellung „Meisterwerke der steirischen Moderne“ (2003) auf Burg Rabenstein und in Frohnleiten und ist (Mit-)Herausgeber der jeweils zu den Ausstellungen erschienenen Kataloge.