Der „Anschluss“ 1938 ist nicht nur ein Ankerpunkt in der Architektur des historischen Gedächtnisses Österreichs, sondern auch einer im Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland. 1938 von der wohl überwiegenden Mehrheit als Erfüllung deutschnationaler Träume gefeiert, erfolgte nach 1945 die radikale Umdeutung des März 1938 als Beginn der siebenjährigen Unterdrückung des „österreichischen Volkes“ durch den preußischen Militarismus. Heute gilt die Opferthese als Ausdruck der österreichischen Geschichtsvergessenheit – im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland, die sich von Beginn an durch die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit definiert hatte. Und heute? Sind wir als Europäer entspannter im Umgang mit unserem „großen“ Nachbarn? Und wie sieht der große Nachbar uns?
Priv.Doz. Mag. Dr.phil. Heidemarie Uhl (*1956 Feldbach, lebt in Wien) ist Historikerin am IKT Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Dozentin an den Universitäten Wien und Graz. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Rahmen der Memory Studies mit Schwerpunkt Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust im österreichischen Gedächtnis. Heidemarie Uhl hat bereits an der Hebrew University Jerusalem, der Universität Strasbourg, der AUB Andrassy University Budapest und der Stanford University CA gelehrt. Sie ist Mitglied in der „Austrian Delegation to the IHRA International Holocaust Remembrance Alliance“, der Fachkommission der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Zudem ist Uhl stellvertretende Vorsitzende des Internationalen wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich und der Militärhistorischen Denkmalkommission am BM:LV. Des Weiteren ist sie Vorsitzende des Beirats zur Errichtung von Gedenk- und Erinnerungszeichen der Stadt Wien.