Natalia Sielewiczs Vortrag befasst sich mit Darja Bajagićs Aufarbeitung von Themen rund um die Darstellung von Sexualität, Gewalt und Erotik in den sozialen Medien, die hier als Plattform für Kunst und sexuellen Ausdruck und als wirkmächtiges Medium der Bildaneignung und deren Verwertung verstanden wird. Russische Katalogbräute, Amateur-Pornostars aus Osteuropa, lesbische Vampire, vermisste Mädchen und „les femmes castratrices“ bevölkern Bajagićs verruchtes Bilduniversum in dem die online-Inhalte sich zu schaurig schönen Albträumen verwandeln. Dieser Talk beleuchtet auch wie die Künstlerin auf der Suche nach neuen Modellen für Körperdarstellungen und deren Überschreitungen in einer Zeit der digitalen Entmaterialisierung ihre eigene Stellung in der Kultur, Geschichte und den damit verbundenen visuellen Codes hinterfragt.
Natalia Sielewicz ist Kunsthistorikerin und zur Zeit Kuratorin am Museum of Modern Art in Warschau. Zuletzt kuratierte sie Projekte wie „Private Settings. Art after the Internet”, einer der ersten globalen Studien, die sich mit Auswirkungen von Kommunikationstechnologien und Datasphäre auf die zeitgenössische Kunst und Identitätspolitik auseinandersetzt und “Bread and Roses. Artists and the Class Divide” (mit Łukasz Ronduda), worin es darum geht wie Künstler_innen Ihre Stellung inmitten einer immerfort wachsenden ökonomischen Diskrepanz definieren. Sielewicz kuratiert zudem Experimenalfilm, diskursive Veranstaltungen und Performances für das Museum, beispielsweise mit Adam Linder, Manuel Pelmus und Alexandra Pirici, Korakrit Arunanondchai, DIS, Jesse Darling, Grace Ndiritu, C. Spencer Yeh, Haroon Mirza und Richards Sides, Ramona Nagabczyńska und Marta Ziółek.