Die Kuratorin und Autorin Rike Frank wird in ihrem Vortrag über die gegenwärtige Konjunktur des Textilen im Ausstellungsbetrieb sprechen und anhand der bei Sternberg Press erschienenen Publikation Textiles: Open Letter ihre Recherche-Tätigkeiten zu dem der gleichnamigen Ausstellung wie Publikation vorangegangenen, von 2010–2014 andauernden Projekt erläutern. An diesem Abend werden die beiden neu erschienenen Publikationen Textiles: Open Letter (Sternberg Press) und Textile Theorien der Moderne: Alois Riegl in der Kunstkritik (b_books), bei denen sie als Co-Herausgeberin fungierte, erstmals in Graz präsentiert und sind auch vor Ort im Motto Bookshop Graz erhältlich.
Die verstärkte Präsenz von textilen Verfahren und Materialien, wie sie sich in den letzten Jahren im Kontext der zeitgenössischen Kunst und Ausstellungspraxis beobachten lässt, wirft eine Reihe von Fragen hinsichtlich der aktuellen wie auch historischen Rolle des Textilen auf. So scheint das Textile – und die Historie künstlerischer Bewegungen wie beispielsweise der Fiber Art – aus heutiger Sicht geradezu exemplarisch jene traditionellen Grenzziehungen zur Diskussion zu stellen, deren Ein- und Ausschlussmechanismen eine moderne Kunst(-geschichtsschreibung) wesentlich geprägt haben – seien es genderspezifische Zuschreibungen, eine Favorisierung optischer gegenüber taktilen Prinzipien, eine Hierarchie der Materialien und Medien bzw. Spaltung zwischen Diskurs und Handwerk.
Während auf der einen Seite eine Neubetrachtung diverse Wechselbeziehungen zwischen den Feldern deutlich macht – insbesondere in Hinblick auf eine Ausstellungsgeschichte des Textilen – bilden die angesprochenen Gegensätze (nahezu) keine Reibungsfläche mehr für zeitgenössische Produktionen: Wie also hat sich der Blick auf das Textile verschoben? Und welche Funktion übernimmt es in zeitgenössischen künstlerischen Praktiken?
Rike Frank lebt und arbeitet in Berlin und Oslo. Sie ist Kuratorin für zeitgenössische Kunst und Film und lehrt als Associated Professor für Ausstellungsgeschichte, -theorie und -praxis an der Academy of Fine Art Oslo. 2012/2013 ko-kuratierte sie das Ausstellungs- und Rechercheprojekt „Textiles: Open Letter“, unter anderem „Abstraktionen, Textilien, Kunst“ (Museum Abteiberg, Mönchengladbach) und 2012 die Einzelausstellung von Friedl vom Gröller (HGB Leipzig). Sie war Projektleiterin der documenta 12 (Kassel), kuratierte mit Anders Kreuger und Astrid Wege die European Kunsthalle (Köln) und 2009/2010 das Programm von Ludlow 38, New York.
