Die letztjährige Eröffnungsausstellung des Künstlerhauses KM– Chat Jet (Part 1) – Malerei ‹jenseits› ihres Mediums versammelte Arbeiten aktueller Ansätze einer Malerei, die man in Anlehnung an die Debatte um David Joselits Artikel „Painting Beside Itself” auch als Malerei neben sich oder außerhalb ihres ursprünglichen Rahmens bezeichnen konnte. Während „Chat Jet (Part 1)“ aufzuzeigen versuchte, welcher Medien, Strukturen und Oberflächen sich Malerei mitunter bedient, widmet sich „Chat Jet (Part 2) – Skulptur in Reflexion" als zweiter Teil und in inhaltlicher Anknüpfung nun aktuellen Skulpturbegriffen.
Auch hier stehen Idee, Kontext und nicht die Handwerklichkeit im Vordergrund. Ausgehend vom Readymade als künstlerischer Auseinandersetzung mit alltäglichen (Konsum-)Objekten oder der Verwendung von industriellen Verfahren und Materialien, werden im Sinne einer Erweiterung des autonomen Skulpturbegriffs Malerei, Film, Video sowie unterschiedlichstes digitales Quell-Material als gleichwertige Bestandteile von Skulptur genauso mitgedacht und verwendet, wie eine reflexive Praxis gegenüber dem Ausstellungsraum und darüber hinausreichenden philosophischen und medialen Diskursen mitaufgeführt wird. Wie sich dann Skulptur überhaupt – seit die Theorie den Begriff selbst infrage stellt und dem generell starken Rechtfertigungsdruck singulärer Kunstgattungen unterliegt – als dennoch immergrüne künstlerische Ausdrucksform abgrenzen und festlegen kann, wenn sie sich diesen größeren medialen Herausforderungen aussetzt bzw. ausgesetzt wird, ist wesentlicher Teilaspekt in der Konzeption der Ausstellung „Chat Jet (Part 2) – Skulptur in Reflexion".
Wer heute mit Skulptur arbeitet, stellt sich den Fragen skulpturaler Darstellungsmittel und fördert aktiv und exemplarisch deren stete Neuerschließung. Die mannigfaltige Arbeit und Auseinandersetzung mit dem schier unendlichen Repertoire an Formen, Materialien, (Kunst-)Geschichten sowie deren Verfügbarkeit, die Vielfalt von Bezügen und Referenzen bei zunehmend fliehender Auflösung von einstigen klar definierten Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Trägermedium und Kunstproduktion – Stichwort das Readymade in Zeiten seiner kostengünstigen dreidimensionalen Reproduzierbarkeit durch 3D-Drucker – führen zu für die Ausstellung wichtigen Fragen: Was bedeuten diese Veränderungen der Netzwerk-Bedingungen digitaler Kultur für Objekte generell und wie kann Skulptur in einer virtuellen Welt weiter relevant bleiben? Dabei dennoch immer noch auf Grundsatzfragen skulpturaler Ansätze zurückzukommen – wie etwas gemacht oder geformt ist, welche künstlerischen Entscheidungen getroffen wurden und warum die eingehende Betrachtung von Skulptur den nachhaltigen Wunsch jene zu berühren fördert – erscheint hier brisant und lohnend zu überprüfen.
„Chat Jet (Part 2) – Skulptur in Reflexion" ist von Sandro Droschl und Christian Egger konzipiert.
Für 2015 ist ein abschließendes Symposium geplant, im Rahmen dessen der umfangreiche, die beiden Ausstellungen dokumentierende Katalog präsentiert wird.
Die Ausstellung wird von einem Veranstaltungsprogramm begleitet, das jeweils Donnerstag abends Aspekten der Ausstellung in Gesprächen mit Künstler/innen und Vorträgen nachgeht.