Die Arbeiten der ersten internationalen, thematischen Gruppenausstellung Chat Jet zur Neueröffnung des Künstlerhauses, Halle für Kunst & Medien, widmen sich aktuellen Ansätzen einer Malerei, die man auch als Malerei neben sich oder außerhalb ihres ursprünglichen Rahmens bezeichnen könnte. Ein wesentlicher Strang dieser aktuellen Malereidebatte löst sich vom Keilrahmen und öffnet sich von der Flächigkeit der Leinwand in den Raum hinein, wie es etwa Lotte Lyons Wandarbeit im Foyer des Ausstellungshauses oder Alexander Wolffs lebendige Auseinandersetzung in der Apsis zeigen. Gleichzeitig werden klassische Materialien wie Pigment, Acryl und Leinwand zurückhaltender genutzt, gemalt wird auf allen möglichen Oberflächen und unter Verwendung unterschiedlichster Materialien und „Gründen“. Die Idee und nicht die Handwerklichkeit scheinen im Vordergrund zu stehen, so veranschaulichen die Arbeiten der Ausstellung von Monika Baer, Michael Krebber oder Andy Boot „die Malerei“ kontextbezogen, gerne mit humorigen Konnotationen, aber stets auch abseits ihres Mediums.
In Arbeiten der Künstler/innen Will Benedict, Lucie Stahl oder wie in dieser Ausstellung auch von Birgit Megerle, reflektiert sich die Malerei im Medium der Fotografie. Die teilweise medial verdoppelten Bilder werden dabei gerne in erweiterten Zusammenhängen diskutiert, wobei die jeweilige Spezifik der Arbeiten wesentlich ist und kein Aspekt den anderen vordergründig überlagert. Die Künstler/innen spielen dabei auch mit möglichen Veränderungen der eigenen Position in Reaktion auf Entwicklungen und Diskussionen um „die Malerei“ bei gleichzeitigem Eingebettetsein in ein weites Netzwerk aus Kollegen, Kuratoren, Kritikern, Galeristen und Sammlern.
Die Ausstellung Chat Jet – Malerei ‹jenseits› ihres Mediums und die darin gezeigten Arbeiten widmen sich jenen Fragen, diesem „Buzz“, der auch zu einem performativen Mantra, wie in den Performances von Ei Arakawa, anzuschwellen vermag; „Running painting painting Running Out Painting Painting is Watching.“
Ob aus derart performativen Praxen oder mit delegierter Performativität wie im Falle Reena Spaulings und ihrer „Michael"-Serie, ob aus digitalen Strategien wie bei Wade Guyton oder aus sprachtheoretischen Überlegungen wie bei Stefan Sandner, Jana Euler, Arakawa/Gambaroff oder Blake Rayne malerische Rückkoppelungen mit der Leinwand entstehen, Fragen, wie die Malerei auf die Herausforderungen einer zusehends mediatisierten Gesellschaft, die von technologischer Vervielfältigung und einer globalisierten Struktur geprägt ist, reagiert, scheinen viele künstlerische Ansätze der Ausstellung grob zu einen.
Welcher Medien, Strukturen und Oberflächen bedient sich die Malerei aktuell und sind wir gegenwärtig sogar an einem Punkt angelangt, an dem sich das Bild in Fragmente zerteilt? Wie lässt sich Malerei dann noch abgrenzen und festlegen, wenn sie sich diesen größeren medialen Herausforderungen aussetzt bzw. ausgesetzt wird, sogar Allianzen mit einst der Malerei fremden Verfahren voller Effekt aufführt? Kann ihr reflexives Spiel mit ihren eigenen Resten nicht auch auf den Zusammenbruch der Trennungen im Bereich visueller Kultur generell verweisen? Was sind dabei die Bedingungen des Betrachtens? Und abschließend die, die Ausstellung prägende, Frage: Wie und warum Malerei im digitalen Zeitalter?
Chat Jet ist von Sandro Droschl und Christian Egger konzipiert.