Die Ausstellung „24/7“ (Twenty-four/Seven) im Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM– Graz) interessiert sich für den grundsätzlichen künstlerischen Zugang Herbert Brandls zur Malerei. Diese wird hier nicht nur in ihrer Verfasstheit und in ihren Bedingungen, sondern als ein Medium unter vielen untersucht, was neben grundlegenden kompositorischen und ausführenden Überlegungen auch zu einem Interesse am Intermediären führt. Mit „24/7“ wird klar, worin Brandls künstlerische Orientierung und Positionierung liegen, nämlich in der seit früher Jugend fortlaufenden Beschäftigung mit Kunst und einem besonderen Interesse an konzeptuellen Strategien im Umgang mit Malerei. Bei näherer Betrachtung des über Jahrzehnte entwickelten Werkes zeigt sich, dass der Künstler seine Arbeit auch aus der Konzeptkunst der 1970er-Jahre und ihrer Hinterfragung des Werkbegriffs heraus denkt, der Anti-Form, und des permanenten Spiels um Kunst sowie Autorschaft. Dem stehen weitere Lesarten gegenüber, die sich an formalen Meisterschaften bis hin zu „erhabenen“ Bildformen erfreuen, das mag durchaus auch gegeben sein, (ver)führt aber in die Irre. Hinter aller vermeintlicher Bildmächtigkeit diverser realistischer oder abstrakter „Sujets“ und ihrer auf den ersten Blick klar lesbaren „Bilder“ liegen Vorstellungen und Phantasmagorien, die auf eine Idee und ihre Realisierung abseits des Abgebildeten verweisen – was „gute“ Malerei und ihre „Politik“ ausmachen kann. Jedoch soll der Künstler hier nicht zu einem Konzeptkünstler verklärt werden: Vielmehr sucht die Show den konzeptionellen Ausgangspunkt seiner Kunstwerke zu benennen. Eben dieser ermöglicht im konkreten Malprozess ein durchaus emotionales und intuitives Spiel mit dem Medium verbundenen Kriterien wie Komposition, Schraffur, Textur etc. und beflügelt das unglaubliche Brandlsche Gefühl für Farbigkeit wie Tiefe hin zum fertigen Werk.
Anhand der Präsentation zweier signifikanter, gegensätzlicher Zyklen im Rahmen von „24/7“ wird durch die Verwendung der Malerei verwandter bzw. erweiternder Techniken diese von ihren Rändern her untersucht, was paradoxerweise zu verdichteten und darin überzeugenden malerischen Ergebnissen führt. Seinem letzten Werkzyklus von 2020 aus 24 Monotypien (einmaliger Abdruck einer Malerei) wird ein früher Zyklus von 7 Tuschearbeiten in Schwarztönen aus den späten 1980er-Jahren gegenübergestellt, die jeweils Malerei zu sein scheinen, es aber nicht sind – oder etwa doch? Die Präsentation der sämtlichen noch nicht gezeigten Arbeiten wird in einer mit der spätmodernen „White-Cube“-Architektur des Ausstellungshauses spielenden installativen Hängung gezeigt.
Ein begleitender Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln und ein umfangreiches Rahmen- wie Vermittlungsprogramm runden das Projekt „Herbert Brandl. 24/7“ ab.