Das Künstlerhaus KM–, Halle für Kunst & Medien freut sich sehr, mit „ordinary freaks – Das Prinzip Coolness in Popkultur, Theater und Museum“ eine mit dem steirischen herbst koproduzierte Ausstellung präsentieren zu können, die das diesjährige Leitmotiv jenes „I prefer not to ... share“ auf die einzelnen Genrefelder Pop, Theater und Kunst und deren scheinbar unendlich dehnbaren Grenzen anwendet, im Sinne des koketten Versuchs eines „Anti-Crossovers“ wörtlich nimmt und zudem in einer experimentellen Versuchsanordnung präsentiert.
In der ungebrochenen Konjunktur von popkulturellen Referenzen herrscht in sämtlichen künstlerischen Genres oftmals der Eindruck vor, es ginge um den Versuch, die Stimmungslagen von Nachtleben, Konzerten und der breiteren Öffentlichkeit ansonsten unzugänglichen sozialen Milieus – der sogenannten „Straße“ – in möglichst „wilden” Kunstformaten widerzuspiegeln und hochkulturell einzubetten. „ordinary freaks – Das Prinzip Coolness in Popkultur, Theater und Museum“ hegt und probiert produktive Zweifel an solchen Annahmen. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Theaterregisseur und Musiker Schorsch Kamerun unternimmt Künstlerhaus-Kurator Christian Egger den Versuch, künstlerische Praxisformen, die an den Schnittstellen des Performativen und des Pop ansetzen, herauszustreichen und dabei vorrangig auch das Ausstellungsformat und die damit verbundenen Erwartungshaltungen selbst wieder mit vielfältigen und aktuellen Fragen zu beleuchten. Im Hauptraum des Künstlerhaus KM– begleitet etwa die Projektion einer im Vorfeld des Ausstellungsaufbaus dokumentierten Reflexion über die Ausstellungssituation und die versammelten Arbeiten durch eine Schauspielerin. Durch ihr Acting auf Höhe des im Moment der Kunstrezeption stereotypisch vermuteten, sozial determinierten Emotionslevels der Ausstellungs-BesucherInnen und vor dem Hintergrund eines Exponats, irritiert diese somit auch alle weiteren zukünftigen BesucherInnen ob der Einflussnahme auf den eigenen Ausstellungsbesuch und verstärkt die Selbstwahrnehmung und Konzeption wie man sich als Publikum in Ausstellungen dieser Art bewegt.
Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten führen die Fragen nach der Art und Weise, wie und wo Pop und Leben überhaupt, Kunst und Theaterwelt aufeinander einwirken, auf ihren Zusammenprall oder ihre Vereinigung, auf die Art, wie sie sich gegenseitig fördern und behindern, anregen und aufhalten fort: beispielsweise die Erkundungen mit schwarzer Farbe entlang der Grenzen zwischen dem Verbalen und dem Visuellen in großformatigen Leinwandarbeiten der Künstlerin und Musikerin Kim Gordon, Eugene Doyens frühe Filmarbeit „Quiet Lives“ und diese darin in übertreibender Darstellung verzerrenden jungen Tracey Emin und Billy Childish, zeichnerische Skizzen im Vorfeld eines Goldenen Zitronen-Konzertes und seines darauf wartenden Publikums der Malerin Amelie von Wulffen, die porträtreflexive Authentizitäten unterwandernde Haustierfotografie aus der Serie „Scale“ von Josephine Pryde, eine frühe Schenkung und erstmals öffentlich gezeigte Zeichnung von Daniel Richter an Kurator Schorsch Kamerun, eine von Stefan Sandner ins malerische Großformat übertragene handgeschriebene „Business Card“ von Joey Ramone sind wesentliche künstlerische Trägerelemente neben wichtigen weiteren der groß angelegten und vielschichtig ausgerichteten Spurensuche von Formen des Authentischen zwischen den Genres. Ob das im Subtitel angeführte Prinzip Coolness durch das Mantra der Grenzüberschreitung an Wirkung einbüßt oder sich gerade an kuratorischen Verkürzungen als nachhaltig unzerstörbar auflädt, lässt sich vielleicht auch im Untergeschoß überprüfen, wo während und eigens für „ordinary freaks – Das Prinzip Coolness in Popkultur, Theater und Museum“ durch Errichtung einer Bühne eine Clubsituation entsteht, in der in einem umfangreichen Begleitprogramm mit Lesungen und Live-Konzerten über den Ausstellungszeitraum hinweg die mit solchen Unternehmen verbundenen Musealisierungsgefahren aufgeführt und wieder gebrochen werden. Diese Bühne, deren Grundriss dem Logo einer britischen Punk-Band entlehnt ist, entsteht in und aus einer Workshop-Situation mit Studierenden des „Institut für Grundlagen der Konstruktion und des Entwerfens“ der TU Graz und wird am Eröffnungstag gemeinsam mit der ebenfalls installierten Bar mit einer Performance der amerikanischen Experimental- und Elektronik-Musikerin Kevin Blechdom eingeweiht.